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NL News 2024

TechnoMeToo: Ein bekannter DJ sitzt wegen Verdachts der Vergewaltigung in U-Haft – #892
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TechnoMeToo: Ein bekannter DJ sitzt wegen Verdachts der Vergewaltigung in U-Haft – #892

Ein Jahr nach TechnoMeToo sitzt ein in der Szene bekannter Wiener wegen Verdachts der Vergewaltigung in U-Haft: Was wird ihm vorgeworfen? >> Wie laut darf eine Stadt sein, Herr Schindler? >> Wir freuen uns über den Herbst >> Kino-Tipps von Michael Omasta

Wetterkritik: Ende August. 32 Grad. Kaum Wolken. Spätsommer geht anders.


Guten Morgen!

Vor einem Jahr verbreiteten junge Wienerinnen und Wiener einen Hashtag: #technometoo. Dutzende Frauen berichteten damals von Übergriffen und sexuellen Missbrauch, den sie erlebten. Die vermeintlichen Täter: allesamt Größen der Wiener Clubszene. Fünf DJs, die bei den bekanntesten Veranstaltungen auflegen, Veranstalter und ein Clubbesitzer.

Damals waren die Empörung und der Wunsch nach Veränderung groß. Die Wiener Grünen und die SPÖ forderten besseren Schutz für Frauen im Nachtleben, mehr Awareness-Teams (an sie können sich Betroffene jederzeit im Club wenden, wenn sie Hilfe brauchen) und ein neues Veranstaltungsgesetz. 

Das ist ein Jahr her und nun taucht ein neuer Fall auf. Wieder geht es um einen DJ. Auch er ist in der Partyszene bekannt und vernetzt. Er wird verdächtigt, eine Frau auf einer Clubtoilette vergewaltigt und weitere Frauen sexuell missbraucht zu haben. Mehrere Zeugen und Betroffene sagten gegen ihn bei der Polizei aus. Er sitzt in Untersuchungshaft. Es gilt die Unschuldsvermutung. Was ihm vorgeworfen wird, erzähle ich Ihnen gleich. 

Ein Jahr nach dem großen Aufschrei in der Clubszene stellt sich aber auch die Frage: Wieso kann so etwas immer wieder passieren? Was sich seit #technometoo getan hat, habe ich im aktuellen Falter aufgeschrieben. Den ganzen Artikel finden Sie hier (kostenlos mit 4-Wochen-Test-Abo). 

Außerdem: Soraya Pechtl hat mit Michael Schindler, Leiter des Bereichs Lärm und Schallschutz in der MA 22 (Umweltschutz), über den Lärm in der Stadt und wie sich dieser entwickelt hat, gesprochen. Und Michael Omasta hat wieder drei sehenswerte Filme für Sie.

Einen schönen Tag wünscht

Daniela Krenn


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Morgen, Donnerstag 29.8., findet ab 17 Uhr die Österreich-Premiere von Nikima Jagudajev. Basically statt. Das Live-Projekt ist hybrider Produktionsraum und Spielplatz zugleich – ein Umfeld, um sich auszuprobieren und zu performen. Strukturiert als choreografisches Spiel, dessen Spielregeln von vier Performer:innen festgelegt werden, bezieht es die Besucher:innen auf sichtbare und unsichtbare Weise mit ein.

Mehr Infos zur Eröffnung finden Sie hier. Eintritt kostenlos!

„Ich habe vehement gesagt, dass ich das nicht möchte”

Vor einem Jahr prangerten Frauen sexuelle Missbräuche und Übergriffe in der Wiener Clubszene an. Nach TechnoMeToo schien die Euphorie groß, sichere Partyorte zu schaffen. Nun sitzt ein Mann in Untersuchungshaft. Warum ändert sich nichts?

Es ist die zweite Kabine von links vom Eingang aus gesehen, erinnert sich Lisa* an die Nacht Anfang März. Die Kabine gehört zum Herrenklo eines bekannten Wiener Clubs. 

Der Mann, den Lisa begleitet, habe sie so lange gedrängt, mitzukommen, um ihm zu helfen, „etwas zu ziehen” und weil es ihm angeblich schlecht ging. Irgendwann gab sie widerwillig nach, erzählt sie. Sie selbst wollte keine Drogen nehmen. Also steht sie jetzt mit ihm hinter der verschlossenen Tür und lässt weißes Pulver auf den Bildschirm eines Handys rieseln. 

Doch in dieser Geschichte geht es nicht um Drogenkonsum auf Wiener Clubtoiletten. Sondern um den Verdacht einer Vergewaltigung. Sie zeigt, was abseits von wummernden Bässen und verschwitzter Extase auf der Tanzfläche passiert. Wenn sich die Party ins Private verschiebt, in die eigene Wohnung, den Backstagebereich oder die Klokabine. Dort, wo Handlungen unentdeckt bleiben. Orte, die vor allem für Frauen oft nicht sicher sind. 

Vor einem Jahr wurden Fälle von sexueller Belästigung und Missbrauch in der Wiener Clubszene öffentlich. (© Unsplash/David Jackson (Symbolbild))

Während sie für den 29-Jährigen das Pulver sortiert, sei sie „nach vorn gestoßen” und dabei ihr „Kopf gegen die Wand” geschlagen worden. „Er hat sich mit seinem Körper an mich gepresst, hauptsächlich an meinen Hintern. Gleich danach schob er meinen Rock hoch und meine Strumpfhose ein Stück hinunter”, erzählt sie. 

In dem Moment hätte Lisa ihn gefragt, was das soll. „Er meinte, endlich wieder ‘so ficken zu wollen wie das letzte Mal und wieder abzuspritzen, weil er das bei seiner Freundin nicht kann’.“ Lisa erinnert sich, ihm sofort widersprochen und „vehement gesagt (zu haben), dass ich das nicht möchte”. Aber er hätte sie am Oberarm festgehalten, ihr mit seinen Beinen den Weg versperrt und sie dann „abwechselnd an den Brüsten gepackt/geknetet und mich gefingert, in mein Ohr gestöhnt“. Wie sie sich aus der Situation befreite, weiß Lisa nicht mehr. Nach dem Vorfall hätte sie sich betrunken. 

Lisa geht oft auf Techno-Partys. Auch den DJ lernte sie auf einer Feier kennen. Drogen, Rausch, das alles gehört irgendwie zur Szene. Sie kamen sich einmal näher, beide wollten das damals. Danach soll er sie auf weiteren Partys immer wieder zu neuen Intimitäten gedrängt haben. Es sei nie mehr dazu gekommen, sagt Lisa. Sie habe immer Nein gesagt. Die Bekanntschaft zwischen ihnen sei lose geblieben und habe sich auf Instagram-Nachrichten alle paar Wochen beschränkt.

Nun hat Lisa den Mann wegen Vergewaltigung angezeigt. Der weist die Vorwürfe „entschieden zurück”, wie sein Anwalt dem Falter per Mail ausrichtet. Sein Verteidiger ist sicher, „dass diese Vorwürfe im Ermittlungsverfahren entkräftet werden”. Dem Falter liegt der fast 400-Seiten umfassende Akt vor. Zeuginnen und Zeugen beschreiben den Mann darin mit den Worten „sehr touchy“. Er sei „seinem Gegenüber sehr nahe gekommen“, sei aufdringlich gewesen und habe „häufig den Arm um dessen Schulter gelegt“, „beharrlich“ nach Geschlechtsverkehr gefragt und gedrängt. Er habe Frauen des Öfteren gefragt, ob sie ihn auf die Clubtoilette begleiten.

Der Mann ist ein bekannter Wiener DJ – und reiht sich damit in eine Reihe an vermeintlichen Tätern, die durch den Hashtag #technometoo vor einem Jahr öffentlich bekannt wurden. 

Allesamt mächtige Männer in der Wiener Clubszene, die nicht besonders groß ist. Sie legen bei den größeren Parties auf oder bestimmen darüber, wen sie ans Mischpult lassen und sind untereinander gut vernetzt. Auch der Name des 29-jährigen DJs wurde damals einige Male genannt. Doch bis vor wenigen Wochen ist er, der sechste im Bunde, irgendwie durchgerutscht. Öffentlich bekannt wurden damals nur fünf Personen. Jetzt sitzt er seit knapp einem Monat in Untersuchungshaft und wartet auf seinen Gerichtstermin. 

Was hat sich seit #technometoo geändert? Wie hat die Clubszene reagiert? ? Den ganzen Artikel lesen Sie im aktuellen Falter.

*Name von der Redaktion geändert. 

Die Tyre Extinguishers waren gestern. In der Nacht von Montag auf Dienstag ließ das sogenannte „Luftnot Kollektiv“ die Luft aus den Reifen von mehreren SUVs in Währing. „SUVs gefährden unsere Gesundheit und Sicherheit. Deshalb haben wir gestern Nacht in Wien die Luft aus über 40 Reifen von SUVs gelassen. Damit wurden diese Klimakiller unschädlich gemacht“, schreiben die Aktivisten auf X (vormals Twitter). Wer hinter dem Kollektiv steckt, ist unklar.

In Wien gab es im Vorjahr bereits ähnliche Aktionen von einer Bewegung, die sich Tyre Extinguishers (Reifenauslasser) nennt. Die Gruppe ist auch in anderen Städten weltweit aktiv.


Am Freitag findet in Wien wieder die lange Nacht der Wiener Märkte statt. Am 30. August haben die Stände auf allen 17 Märkten Wiens bis 23 Uhr geöffnet. Kunst- und Kulturprogramm inklusive. Um 18 Uhr wird etwa ein Kindertheater am Karmelitermarkt aufgeführt. Am Yppenplatz legt ab 18 Uhr ein DJ auf. Am Brunnenmarkt stellen Künstler aus (Schmuckdesign, Naturkosmetik und Mode). Am Kutschkermarkt findet um 20:30 Uhr eine Contemporary-Jazz-Show statt und und und. Das gesamte Programm finden Sie hier. 


2.200 Euro geben Eltern durchschnittlich pro Jahr für den Schulbesuch ihres Kindes aus. Das geht aus der Schulkostenstudie hervor, die die Arbeiterkammer gestern präsentierte. Am teuersten wird es für Eltern, wenn ihre Kinder die AHS-Oberstufe besuchen (2.590 Euro). Am geringsten sind die Kosten in der AHS-Unterstufe und der Mittelschule (2.097 Euro). Das Geld haben die Eltern für Laptops, sonstige EDV-Geräte, Bücher oder Schulskikurse und andere Veranstaltungen ausgegeben.

Für die Studie haben 2.500 Eltern (sie konnten sich freiwillig melden) und knapp 4.000 Schulkinder ein Jahr lang Buch über die Ausgaben für den Schulbesuch geführt.

Die AK forderte angesichts der hohen Kosten mehr Geld für Schulen mit besonderen Herausforderungen (einen Chancenindex) und den Ausbau der Ganztagsschulen. Schulveranstaltungen und Unterstützung bei Lernschwächen sollten zudem kostenlos sein.


Soraya Pechtl

„Der Nachbarschaftslärm stört am meisten”

Wie viel Lärm muss eine Stadt aushalten? Wir haben darüber mit Michael Schindler, Leiter des Bereichs Lärm und Schallschutz in der MA 22 (Umweltschutz), gesprochen.

Einige Anrainer beschweren sich über den Konzertlärm der Metastadt im 21. Bezirk. Den Veranstaltern droht nun eine frühere Sperrstunde (siehe Montags-Ausgabe). Voriges Jahr hatte die Arena ein ähnliches Problem. Werden wir sensibler? Und muss eine Stadt nicht auch laut sein? Michael Schindler, Leiter des Bereichs Lärm und Schallschutz in der MA 22 (Umweltschutz), hat Antworten.



Die Konzerte in der Metastadt sind manchen Anrainern zu laut. 18 Beschwerden gab es bis Montag. (© FALTER/Pechtl)

Herr Schindler, Sie sagten vor einem Jahr im Falter, dass die Stadt leiser wird. Wie erklären Sie sich das?

Schindler: Wir beschäftigen uns mit dem Umgebungslärm. Auf Straßen und Schienen gibt es durch Maßnahmen wie Tempo 30 oder den Ausbau des Radwegenetzes eine Veränderung: Die Stadt wird leiser. Innerstädtisch ist das deutlich spürbar. 

Gleichzeitig nehmen aber die Beschwerden zu. 

Schindler: Richtig. 

Woran liegt das?

Schindler: Während der Corona-Pandemie war es sehr leise. Der Lieferverkehr hat zwar zugenommen, aber der motorisierte Individualverkehr ist um 40 Prozent zurückgegangen. Auch der Fluglärm ging deutlich zurück. In der Stadt war es spürbar leiser. Die Menschen merken die Rückkehr zum Status quo und das stört sie. Es ist die Veränderung, die die Leute spüren. Wenn man von einem leisen Grätzel an den Gürtel zieht oder von einem Bezirk ohne Fluglärm in einen mit Fluglärm, stört man sich vermutlich auch daran. 

Worüber beschweren sich die Menschen eher: über die lauten Nachbarn oder den Autoverkehr?

Schindler: Der Mikrozensus zeigt, dass der Nachbarschaftslärm am meisten stört. Wir sagen immer: Durchs Reden kommen die Leute zusammen. Bevor man die Polizei ruft, hilft es, mit den Nachbarn das Gespräch zu suchen. Das ist meist auch besser fürs Miteinander. 

Wenn sich die Leute an der Veränderung stören: Nervt es die Anrainer einer Konzertlocation dann mehr, wenn nur ein paar Konzerte im Jahr sind, als wenn jedes Wochenende laute Musik gespielt werden würde? 

Schindler: Es sind die Einzelereignisse, die auffallen. Ein Beispiel: An den Straßenverkehrslärm gewöhnt man sich, weil es ein gleichmäßiges Dahin-Rauschen ist. Wenn dann aber jemand mit einem aufgemotzten Motorrad vorbeifährt, stört das. 

Muss eine Stadt, in der Leben stattfindet, nicht auch Lärm aushalten? Dass es in Wien lauter ist als in einem 2.000-Einwohner-Dorf in Tirol, ist doch verständlich. 

Schindler: Wenn an einem 2.000-Einwohner-Dorf eine Autobahn vorbeiführt, dann ist es dort lauter als in Wien. Wie laut eine Stadt sein darf, kann man aber nicht an einer Zahl festmachen. Es geht um die Haltung. Die Stadt gehört den Menschen. Aber in einer Stadt leben unterschiedliche Menschen mit unterschiedlichen Bedürfnissen. Rücksichtnahme ist deshalb das Um und Auf. Das gilt im Straßenverkehr und beim Lärm. Eine Pensionistin kann es einerseits aushalten, dass Kinder hin und wieder laut sind. Eltern können andererseits darauf schauen, ihre Kinder zu besänftigen. Wenn ich durch eine Wohnsiedlung gehe, muss ich nicht laut schreiend durch die Gassen ziehen.

Das heißt, es braucht mehr Rücksichtnahme und mehr Toleranz?

Schindler: Durchaus. Manche sagen, Wien wird Madrid werden aufgrund der Klimaerwärmung. Das heißt, am Abend spielt sich das Leben ab und dafür gibt es vielleicht eine Mittagsruhe.


Soraya Pechtl

Der Herbst

Der heutige Text ist weniger ein „was mich freut” und mehr ein „ich freue mich auf”. 

Der Spätsommer und der Herbst stehen bevor und die ersten Anzeichen sind schon spürbar. Wer am Montag und Dienstag morgens das Haus verließ, konnte sich getrost ein Jackerl überwerfen, ohne einen Schweißausbruch zu erleiden. Nachts sanken die Temperaturen auf erholsame 18 Grad. Allein das wäre heuer schon Grund zur Freude. Denn 2024 gab es in Wien so viele Tropennächte wie noch nie. 42 Mal blieb die Temperatur über der 20-Grad-Marke, registrierte die Geosphere Austria laut der Tageszeitung Der Standard



Der bunte Wiener Stadtpark im Herbst. (© FALTER/Pechtl)

Heute steht schon die nächste Hitzewelle an, weiterer Tropennächte inklusive. Uff! Meine Gedanken sind derweil beim Herbst (wer an Kühles denkt, soll sich bekanntlich auch kühler fühlen). Blätter, die sich braun färben. Spaziergänge auf knirschendem Laub. Übergangsjacken, die aus den Schränken geräumt werden. Und die milde Nachmittagssonne, die es einem erlaubt, im Freien zu sitzen, ohne zu verbrennen. Es kann nicht mehr lange dauern.

Leopoldsberg

Wir stellen Ihnen diese Woche fünf Wiener Berge aus dem Buch „Wien und seine Berge” von Kulturwissenschaftler Matthias Marschik vor. Erhältlich im faltershop.at

Höhe: 425 Meter 

Gebirge: Wienerwald

Bezirk: Döbling

Gestein: Flysch

Besonderheiten: Die erste Seilbahn Wiens



Der Leopoldsberg hieß lange Zeit Kahlenberg, erst nach dem Bau der Leopoldskirche Ende des 17. Jahrhunderts bekam er seinen heutigen Namen. Die alte Bezeichnung ging auf den benachbarten Hügel (der davor Sauberg hieß) über. Ein Bild aus 1908 inszeniert den Leopoldsberg als mächtige Erhebung mit einem Steilabfall zur Donau, der „Nase“. (©Leopoldsberg: ÖNB. AKON / Edition Winkler-Hermaden)

Es ist jetzt genau 60 Jahre, seit in Wien eine mächtige Bewegung einsetzte, um das veraltete Österreich mit modernen Verkehrsmitteln auszustatten und den Zustrom von Fremden, den die Weltausstellung von 1873 bringen sollte, auch in die an landschaftlichen Reizen so reiche Wiener-Wald-Gegend hin- auszulenken. Zu diesem Zweck wurden nicht weniger als drei neue Bergbahnen geplant, die es bisher in Österreich nicht gegeben hatte.

Es war begreiflich, daß gerade dort, wo der Wiener Wald den Leopoldsberg als Pfeiler gegen den mächtigen Donaustrom vorsendet, wo man einen prächtigen, farbenreichen Weitblick über das Donautal hat, der Plan zuerst entstand, dorthin eine Bahn zu bauen. Man wollte es den Leuten bequemer machen als bisher, weil nicht viele damals Lust hatten, dort hinaufzusteigen und die wenigsten es erschwingen konnten, den Weg auf einem Pferd oder einem Esel zurückzulegen. Waren doch fast 300 Meter zu steigen, ehe man auf den Leopoldsberg kam, den man vom Tal aus in etwa drei Viertel bis einer Stunde erreichen konnte. 

Schon gab es in der Schweiz die Rigibahn, mit der man Erfahrungen gesammelt hatte. Warum sollten so prächtige Aussichtsberge nahe der Großstadt Wien nicht noch mehr Besuch erhalten? 

Zunächst begann 1872 der Bau einer Drahtseilbahn vom Kahlenbergerdorf an der Donau auf den Leopoldsberg, auf dem das uralte Kloster steht. Die Steigung sollte etwa 1:3 sein und die Bahn eine Höhe von 235 Meter überwinden. Zwei Wagen mit treppenförmig übereinanderliegenden Sitzen waren vorgesehen. Sie fuhren auf Schienen und wurden durch Drahtseile gezogen, die über große Holzrollen liefen. Während ein Wagen hinaufgezogen wurde, ging der andere abwärts. In jedem dieser Fahrzeuge konnten hundert Menschen Platz finden. 

Die Hernalser Waggonfabrik in Wien lieferte die Wagen. Im Mai 1873 wurde rechtzeitig zur Ausstellung nach einjähriger Bauzeit diese erste Wiener Bergbahn eröffnet. Schon nach zwei Jahren wurde sie stillgelegt, als auf den Kahlenberg in der Nähe eine Zahnradbahn erbaut wurde.

Die Kahlenbergbahn, die in ihren Frühjahren die Leopoldsbergbahn aufgekauft und als Konkurrenzunternehmen stillgelegt hatte, brachte den früher üblichen Menschentransport mit Pferden und Reiteseln zum Stillstand. Als der Krieg mit seiner Kohlennot kam, wurde diese Bergbahn stillgelegt, weil man nicht genug Kohle für wichtigen Transport und für den Betrieb von Fabriken hatte. Sie verfiel, ihre Schienen wurden gestohlen, dann wurde der Gesellschaft wegen Nichtbetriebes die Konzession entzogen.

Eine ebenso vergessene Bahn ist die 1874 auf die Sophienalpe bei Wien errichtete Seilbahn, die vom Haltertal aus 108 Meter hoch auf das Plateau der „Hohen Wand“, wie ursprünglich die heutige Sophienalpe hieß, hinaufführte. Seltsam sahen ihre Wagen aus . Sie glichen den alten Fiakern, die auf Gleise gestellt wurden. Immer waren je sechs solcher komischer Wagen bergauf oder bergab im Betrieb, denn in jedem konnten nur wenige Leute Platz finden. Drahtseile zogen diese Kutschwagen. Durch Bremsklötze wurden sie im Bedarfsfall zum Stillstand gebracht.

Der Wohnpark Alterlaa hat so viele Bewohner wie eine kleine Stadt Einwohner. Wie viele Menschen leben dort?

1. 10.000, so viele wie in der Tiroler Stadt Imst

2. 14.000, so viele wie in Eisenstadt

3. 19.000, so viele wie in Tulln an der Donau

Auflösung von gestern: Das Zitat: „Wien ist eine Stadt, die um einige Kaffeehäuser herum errichtet ist, in welchen die Bevölkerung sitzt und Kaffee trinkt” stammt von Bertolt Brecht (nicht von Goethe oder Erich Kästner).


Gerhard Stöger

Vortrag

Das Nachhaltigkeits-Festival des Wiener Hilfswerks bietet von heute bis Samstag zahlreiche Workshops, Kinderprogramm, Führungen und mehr. Los geht es unter anderem mit dem Klima-Talk „Gegessen wird, was übrig bleibt. Nachhaltig ­genießen!“. In der Diskussionsrunde sprechen Fachleute aus Medien, Wirtschaft und Wissenschaft über Methoden des nachhaltigen Kochens und einen effizienten Lebensmittelverbrauch. Im Anschluss gibt es Speis und Trank aus dem „Waste Cooking“-Workshop. (Nahla Hamula)

Wiener Hilfswerk, 16.00 (Eintritt frei); www.hilfswerk.at

Thomas Köck: Chronik der laufenden Entgleisungen

Wir nennen das ab jetzt den herbertkomplex. Die fortlaufende Untersuchung der Gegenwart”, schreibt Thomas Köck lapidar. “Der herbertkomplex ist der Rechtsruck, der kein Ruck mehr ist, sondern eine jahrzehntelange Verschiebung sämtlicher demokratischer Grundprinzipien.” Kein Ruck, sondern „Rechtserdrutsch”. „herbertkomplex”, das steht für die Gesellschaftskrankheit, deren Symptom Herbert Kickl ist, der „herbert”, der durchgehend nur in Kleinschreibung vorkommt, um ihn nicht zu groß zu machen.

In der „Chronik der laufenden Entgleisungen” hat der österreichische Stückeschreiber und Theatermacher eine Art Buchführung der Gegenwart vollbracht. Chronik, Tagebuch, mit Eintragungen über ein Jahr. Eine Sammlung der Niederträchtigkeiten. Eine Soziologie des Alltäglichen.

Es ist ein Buch zum Wahljahr, zur Europawahl, zur hiesigen Nationalratswahl, zur deutschen Landtagswahlsaison -alle haben das Zeug dazu, die Demokratien in Brand zu setzen. Köck dokumentiert, wie wir uns alle an das Unerträgliche gewöhnt haben. (Robert Misik)

Die gesamte Rezension und mehr über das Buch unter faltershop.at


Michael Omasta

Horizon – Eine amerikanische Saga



New Mexico, 1861: Während der Besiedelung des Landes durch weiße Pioniere kommt es zu erbitterten Kämpfen mit den Apachen. Die Ureinwohner verteidigen ihr Land und richten Massaker unter den Siedlern an. Die Vergeltung folgt auf dem Fuß. Doch auch innerhalb der Siedlergruppen herrscht das Gesetz des Stärkeren, und so machen sich die gefürchteten Sykes-Brüder auf die Jagd nach der Mörderin ihres Vaters. Kevin Costners erste Regiearbeit seit 20 Jahren, der Auftakt zu einer geplanten Tetralogie: Das historische Panorama ist breit aufgefächert, die Exposition schon einmal durchaus vielversprechend.

Regie: Kevin Costner, USA 2024


Adieu Chérie – Trennung auf Französisch

Alain und Diane Huysmans, ein Ehepaar seit 30 Jahren, fühlt sich nach dem Auszug der gemeinsamen Kinder von einem Gefühl der Leere überwältigt. Bald kommt es zur Trennung und mehr oder weniger erfolgreichen amourösen Begegnungen, während das Paar immer wieder merkt, dass sie noch einiges verbindet. Mitunter an den Rand des Klamauks abschmierende Komödie, aber von Karin Viard und Franck Dubosc ansprechend gespielt.

Regie: Philippe Lefebvre, F/B 2023


Crossing

Lia, eine Lehrerin im Ruhestand, möchte herausfinden, was aus ihrer Nichte wurde, die vor langer Zeit verschwunden ist. Von einem Nachbarn erfährt sie, dass Tekla ihre Heimat Georgien eventuell verlassen hat und in der Türkei lebt. Gemeinsam machen sie sich in Istanbul auf die Suche nach ihr. Irgendwann begegnen sie Evrim, einer Anwältin, die für Trans-Rechte kämpft. Levan Akins vierter Spielfilm besticht durch emotionale Unmittelbarkeit: Zwei zunächst zögerliche Fremde überwinden auf ihrer Mission nicht nur ideologische, sondern auch innere Grenzen. (Berlinale)

Regie: Levan Akin, SWE/DK/F/TR/GEO 2024 


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